In Zeiten von Corona Covid-19 sind Aufforderungen wie diese häufig zu lesen oder zu hören. Ob Abstand hilft, sich nicht anzustecken, mögen die Fachleute dazu beurteilen. Wir möchten mit den nachfolgenden Ausführungen etwas zur mentalen Stärkung beitragen.
Manchmal schenken wir unseren eigenen Gedanken zu viel Glauben, verheddern uns darin und regen uns auf. Was tun? Abhilfe schafft eine gesunde Selbstdistanz, und die lässt sich trainieren.
Das Gefühl, sich in einem Netz negativer Gedanken verfangen zu haben und diese für wahr zu halten, dürften viele kennen. Auf den Punkt gebracht hat es der Psychotherapeut Paul Watzlawick Anfang der 1980er Jahre in seiner Geschichte über den Mann mit dem Hammer:
Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat er die Eile nur vorgeschützt, und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. - Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er "Guten Tag" sagen kann, schreit ihn unser Mann an: "Behalten Sie Ihren Hammer".
Können wir unseren eigenen Gedanken und Gefühlen vertrauen? Tatsächlich ist offenbar manchmal Vorsicht geboten. Ist ein kritischer Abstand zu den eigenen Gedanken und Emotionen also die Lösung? Hilft er dabei, gelassener zu werden, eine positivere Einstellung zu gewinnen?
Vielleicht kommt es darauf an, wie man auf negative Erfahrungen zurückblickt – ob man ganz in sie eintaucht oder sie aus der Perspektive eines unbeteiligten Dritten mit etwas Abstand betrachtet. Sich von sich selbst zu distanzieren bedeutet dabei aber nicht, die eigenen Empfindungen zu verdrängen oder gar zu unterdrücken. Gemeint ist die Gabe, aus sich herauszutreten und z.B. einen Konflikt mit den Augen eines anderen zu sehen. Sie macht es einfacher, konstruktiv über emotional belastende Situationen nachzudenken. Sich einfach mal beobachten, wie aus der Perspektive einer Fliege an der Wand. Aus der Distanz fällt es manchmal leichter, sich in die Position eines anderen Beteiligten hineinzuversetzen.
Können wir lernen, mental einen Schritt zurückzutreten? „Seine Gedanken zu steuern ist schwierig, das ist eine Sache, die man echt üben muss“, bestätigen die Wissenschaftler. Nach deren Erkenntnissen kann hier die Achtsamkeitsmethode hilfreich sein: Man registriert seine Gedanken und Gefühle, ohne sie zu bewerten, und hält sie auch in einer Art Tagebuch fest. Der Anwender begibt sich so in die Rolle eines Beobachters. Damit geht automatisch auch eine Distanzierung einher, ohne dass dieses zu forcieren wäre.
Sicherlich ist so etwas nicht von heute auf morgen zu erreichen. Dennoch lohnt sich der Aufwand, wenn die Erfolgsaussichten vielversprechend sind und die Möglichkeit besteht, aus dem eigenen Gedankenkarussell herauszukommen, sich von unnötigen Belastungen und Einschränkungen zu befreien. Seien Sie mutig und beständig das zu probieren und etwas mehr Abstand, mindestens 1,50 m, von Ihren Gedanken zu nehmen.
Quelle Frank Luerweg in Psychologie Heute 042018